Thorsten Burkard
Letzte Aktualisierung: 2004-06-01
Postdoc-Projekt

Die Ars signorum von George Dalgarnos

Im Rahmen eines Postdoktorandenstipendiums soll George Dalgarnos (um 1626-1687) Werk Ars signorum ediert, übersetzt und mit einem einleitenden Kommentar versehen werden. Diese sprachwissenschaftliche Schrift erschien 1661 in London in lateinischer Sprache; darin unternimmt Dalgarno den Versuch, eine Universalsprache (lingua philosophica) für die gesamte Menschheit zu entwerfen. Unter Universalsprache versteht man jede künstliche Sprache, die dazu dient, die Kommunikation von Menschen verschiedener Sprachen durch eine einzige gemeinsame Sprache zu ermöglichen, z. B. das Esperanto. Die Problematik hierbei ist, daß man zwar eine Sprache schaffen kann, die weder im Wortschatz noch in der Syntax an eine natürliche Sprache erinnert, aber doch auf der stillschweigenden Voraussetzung basiert, daß etwa Wörter wie virtus und 'Tugend' Synonyme seien, denen man nur noch ein bestimmtes Zeichen in der neuen Universalsprache zuordnen muß (das sich dann freilich logisch aus dem zugrundegelegten Klassifikationssystem ergibt).

Die Textgrundlage der Edition ist der einzige Druck der Ars signorum von 1661 (London). Die Gesamtausgabe von 1834 ist lediglich ein Reprint, von dem die Ausgabe 1971 wieder ein Nachdruck ist; auch bei der Ausgabe der Ars signorum von 1968 handelt es sich nur um einen Nachdruck. Einer der wenigen, die sich mit den Universalsprachen des 17. Jh.s beschäftigt haben, Shumaker, hat den Nachdruck von 1834 an einigen Stellen verbessert, wo es ihm "necessary" erschien, was die verzwickte Frage aufwirft, nach welchen Prinzipien man eine künstliche Sprache überhaupt emendieren soll. Diese Art von Konjekturalkritik in einer Sprache, die nie gelebt hat, ist keine müßige Spielerei, sondern entnimmt ihre Emendationsprinzipien den Erkenntnissen über die klassifikatorische (am damaligen Aristotelismus ausgerichtete) Methodik des Autors und seiner Zeit, die sie zugleich wiederum zu erhellen und zu rekonstruieren versucht.

Der textkritische Apparat unter dem edierten Text soll dem bei klassich-philologischen Editionen üblichen entsprechen. Da man es sozusagen mit einem 'codex unicus' zu tun hat, werden ausschließlich Konjekturen und Emendationen in den Apparat aufgenommen.

Die Übersetzung soll möglichst präzise und wörtlich sein und etwa philosophische, rhetorische und grammatikalische Termini immer mit ein- und denselbem Begriff wiedergeben. Auf einen Stellenkommentar soll weitgehend verzichtet werden: Das bedeutet zum einen, daß die (erklärende) Übersetzung viel von dem übernimmt, was sonst oft durch einen Stellenkommentar geleistet wird. Zum anderen sollen wichtige Stellen, die nicht im einleitenden Kommentar erfaßt wurden, entweder in Sub-linea-Anmerkungen unter dem Text bzw. (falls angebracht) unter der Übersetzung behandelt oder in einem Register verzeichnet werden (Realia, Termini Technici); dann wären zu den Commentanda innerhalb eines Stellenkommentars nur noch zu zählen: Parallelstellen; problematische Stellen, die nicht einfach durch Übersetzungsalternativen zu lösen sind; gründliche Kommentierung der universalsprachlichen Texte. Verzichtet wird also vor allem auf eine minutiöse sprachlich-linguistische Kommentierung des Textes.

Alles andere soll umfassend in der Einleitung behandelt werden, die sich in folgende Kapitel gliedern könnte:

1. Autor

2. Die universalsprachlichen Projekte vor 1650

3. Die universalsprachlichen Projekte in England zwischen 1650-1670 und G. W. Leibniz

4. Das aristotelische Klassifikationssystem Dalgarnos und seine Beziehungen zu den Wissenschaften der damaligen Zeit

5. Überblick über den Aufbau der Ars signorum

6. Abdruck der Vorarbeiten Dalgarnos und von Rezeptionsdokumenten wie dem Vorwort von Wilkins zu seinem Essay oder der Vorrede Dalgarnos zum Didascalocophus.

7. Ausführliche Bibliographie

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