Dissertation deutsch
Stand: 04.06.2004

Stolle und die Alment: Einführung, Edition, Kommentar 

Die Arbeit Stolle und die Alment: Einführung, Edition, Kommentar stellt nicht nur eine Monographie zu einem populären Sangspruchton und seiner Überlieferung vom 14. bis zum 16. Jahrhundert dar, sondern soll auch theoretische Überlegungen zur Edition von mittelalterlicher Lyrik beinhalten und die kultur- und rezeptionsgeschichtliche Entwicklung eines Tones vom Sangspruch zum Meistergesang untersuchen. Die Alment, ein dem Dichter Stolle zugeschriebener Sangspruchton, ist der vermutlich einzige von Stolle erfundene und verwandte Ton und bietet einen exemplarischen Überblick über die thematische Bandbreite der lyrischen Gattung Sangspruchdichtung und des Meistergesangs.

Die Edition versteht sich nicht als Darbietung eines Autorenœuvres; sie ist dezidiert als Tonedition konzipiert. Die Frage nach der Authentizität der einzelnen Töne in bezug auf die Textautorschaft wird nicht gestellt, sie wäre im Falle Stolles aufgrund der Überlieferungslage auch zumeist nicht zu beantworten; was die Sangsprüche und Meisterlieder der geplanten Ausgabe verbindet, ist ihre gleiche metrisch-musikalische Struktur, i.e. der Ton. Die Edition enthält so Texte, deren Verfasserschaft nicht zu klären ist, neben solchen, die eventuell von Stolle selbst verfaßt wurden, und Sangsprüchen aus Autorcorpora anderer Dichter. Es wird davon ausgegangen, daß durch dieses editorische Organisationsverfahren der Integration verschiedener Autoren, welches sich - wie die Meisterliedsammlungen - am Tonautor orientiert, ein neuer Blick auf die sangbare Dichtung des deutschen Mittelalters eröffnet werden kann. Nur mit dem Verzicht auf den Autor als Ausgangskriterium für die Auswahl der wiedergegebenen Strophen läßt sich eine sinnvolle gemeinsame Präsentation von Früh- und Spätüberlieferung, von Sangspruch und Meisterlied durchführen.

Mit dieser Form der editorischen Präsentation wird faßbar, wie die Meisterlieddichter tradierte Vorgaben auffassen, verändern oder variieren. Aus der Untersuchung der Alment im einzelnen können so auch allgemeine Schlußfolgerungen erwachsen, wie auch die Auswertung der handschriftlichen Überlieferung eines einzelnen Tones über einen Zeitraum von 300 Jahren die allgemeine rezeptionsgeschichtliche Entwicklung vom Sangspruch zum Meistergesang erhellen soll.

Das Projekt einer am Tonautor orientierten Edition versteht sich durchaus auch als editionsphilologischer Modellversuch; ob sich der Ansatz auch auf andere Projekte übertragen läßt, bliebe dann abzuwarten.

Publikationen

Aufsätze

  • Diß liet stet alleyn oder mangelt noch eins. Beobachtungen zur Überlieferung der Alment und editorische Konsequenzen. In: Schrift - Text - Edition. Hans Walter Gabler zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Chr. Henkes u. a., Tübingen 2003 (Beihefte zu editio, 19), S.127-136.
    Der Aufsatz erhellt exemplarisch anhand der (Spät-)Überlieferung einer frühen Alment-Sangspruchstrophe in meisterlichem Kontext die Liedkompilationsverfahren spätmal. Liederhandschriftenredaktionen, und verweist auf Möglichkeiten, diesem Überlieferungsphänomen editorisch gerecht zu werden.
 
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Volker Zapf

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