Dissertation deutsch
Stand: 02.06.2004

Überlieferung und Rezeption in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (C) 

Gegenstand dieser Arbeit ist die Große Heidelberger Liederhandschrift (Univ.-Bibl. Heidelberg cpg 848; auch Codex Manesse), die mit ihren rund 5240 Strophen und 36 Leichs von 140 Autoren die umfassendste und wohl bedeutendste Sammlung mittelalterlicher volkssprachlicher Lyrik von ihren Anfängen bis etwa 1300 darstellt. Dieser Handschrift wird sich aus zwei Richtungen genähert: zunächst erfolgt eine überlieferungsgeschichtliche Erfassung, die allerdings weniger ihrer Verortung im Rahmen der mittelalterlichen Lyriküberlieferung dient, sondern vielmehr die Frage nach ihrer Entstehung stellt. So wird in einem ersten Teil der Arbeit die Entstehungsgeschichte der Handschrift detailliert nachgezeichnet. Auf dieser Grundlage können Überlieferungssegmente innerhalb des Codex abgegrenzt werden, deren Textbestand im zweiten Teil der Arbeit eingehend untersucht wird. Hier werden die einzelnen Überlieferungssegmente danach befragt, wie die in ihnen enthaltenen Texte - zumal im Vergleich zur Parallelüberlieferung - tradiert werden. Dabei zeigt sich schon am ältesten Bestand der Handschrift in auffälliger Weise eine Tendenz zum reinen Reim und zur formal-metrischen Angleichung von Strophen eines Tones, d.h. von solchen Strophen, die als Teil eines mehrstrophigen Komplexes dargeboten werden. Diese Tendenz greift über alle untersuchten Überlieferungssegmente aus und erweist sich somit als übergeordnetes Einrichtungsprinzip der Handschrift. Im Ergebnis zeigt sich mithin, daß die Große Heidelberger Liederhandschrift nach klar erkennbaren Grundsätzen rezipiert. Die Suche nach Ursachen für ein solches Rezeptionsverhalten steht am Ende der Textanalysen. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion um mögliche Folgen für die Interpretation und Edition der Texte.

Publikationen

Aufsätze

  • [zusammen mit Silvia Schmitz] Kan mîn frowe süeze siuren? (C 240 [248] - C 245 [254]. Zu einem unbeachteten Walther-Lied in der Großen Heidelberger Liederhandschrift. In: Walther von der Vogelweide. Textkritik und Edition. Hrsg. von Thomas Bein. Berlin, New York 1999, S. 104-124.
  • Beobachtungen zur Überlieferung von Lied 44 (L. 69,1) und Lied 45 (L. 70,1). In: Walther von der Vogelweide. Textkritik und Edition. Hrsg. von Thomas Bein. Berlin, New York 1999, S. 195-203.

Herausgeberschaft

  • [zusammen mit Harald Saller und Thomas Richter] Text und Autor. Beiträge aus dem Venedig-Symposium 1998 des Graduiertenkollegs "Textkritik", München. Tübingen: Niemeyer 2000 (= Beihefte zu editio, 15).
  • [zusammen mit Walter Hettche, Gabriele Radecke und Elke Senne] Schrift - Text - Edition. Hans Walter Gabler zum 65. Geburtstag. Tübingen: Niemeyer 2003 (= Beihefte zu editio; 19)

Tagungsberichte

  • [zusammen mit Harald Saller] Tagungsbericht "Entstehung und Typen mittelalterlicher Lyrikhandschriften", Graz, 13.-17. Oktober 1999. In: ZfDPh 119 (2000), S. 436-439.
 
Kontakt


Christiane Henkes-Zin