KII geht detaillierter der Frage nach, warum es im Aristotelischen Text nicht schlicht voces, sondern ea quæ sunt in voce heißt: es wäre zu allgemein gesprochen, daß Lautäußerungen - voces - Zeichen für Erfahrungen der Seele seien, denn auch nichtbedeutende Laute sind voces. Die Pronominalkonstruktion ea quæ... ist daher auf nomen und verbum zu beziehen.
Non dixit: sunt igitur voces earum quae sunt in anima passionum notae. namque neque omnis vox significativa est et sunt quaedam significative quae naturaliter, non positione significent. quod si ita dixisset, nihil ad proprietatem verborum et nominum pertineret. quocirca noluit communiter dicere voces, sed dixit tantum ea quae sunt in voce. vox enim universale quiddam est, nomina vero et verba partes. pars autem omnis in toto est. verba ergo et nomina quoniam sunt intra vocem, recte dictum est ea quae sunt in voce, velut si diceret: quae intra vocem continentur intellectuum designativa sunt.
(Meiser II 31,30-32,10)
Er sagte nicht: "Es sind nämlich die Stimmäußerungen Zeichen dessen, was an Erfahrungen in der Seele ist." Es ist nämlich nicht jede Stimmäußerung bedeutend und es gibt gewisse bedeutende [Stimmäußerungen], die natürlich, nicht aufgrund von Setzung bedeuten. Denn hätte er es so gesagt, würde sich das nicht auf die Eigentümlichkeit der Verben und Nomen beziehen. Deshalb wollte er nicht allgemein 'Stimmäußerungen' sagen, sondern sagte es so: "die, die in der Stimmäußerung sind". Die Stimmäußerung ist nämlich ein gewisses Allgemeines, Nomen und Verben aber Teile [von ihr]. Jedes Teil aber ist im Ganzen. Da Verben und Nomen also innerhalb der Stimmäußerung sind, ist "die, die in der Stimmäußerung sind" richtig gesagt, so wie wenn er sagen würde: "Die in der Stimmäußerung enthalten sind, sind Erkenntnisse bezeichnend.")
Da nun also nomen und verbum zur Gattung vox gehören und daher mit vox zwar etwas unspezifisch, aber nicht falsch bezeichnet werden, ist Notkers Kontextglosse auch mit KII im Einklang.