Dissertation deutsch
Stand: 27.11.2004

Die Tragödien des Pacuvius. Ein Kommentar zu den Fragmenten mit Einleitung, Text und Übersetzung. 

Meine Dissertation ist ein Kommentar zu den Fragmenten des M. Pacuvius (220-130 v. Chr.). Pacuvius ist neben Ennius und Accius der bedeutendste Vertreter der römischen Tragödie der Republik. Ihre Adaptionen griechischer Tragödien stehen am Beginn der lateinischen Literatur und sind Zeugnisse für eine entscheidende Phase der Entstehung der lateinischen Dichtersprache. Mein Kommentar soll eine neue Grundlage für die philologische, literatur- und kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit Pacuvius bieten und die durch die Forschung der letzten Jahrzehnte überholte kommentierte Ausgabe von D’Anna (Rom, 1967) ersetzen.

Der Kommentar versammelt und erklärt die etwa 300 Fragmente, die in Form von Zitaten bei fast 40 Autoren der Antike und Spätantike erhalten sind. Die Fragmente werden nach den Standardeditionen der zitierenden Autoren ediert, unter den Tragödientiteln in neuer Ordnung angeführt, erstmals ins Deutsche übersetzt und kommentiert. Behandelt werden auch die fragmenta incerta. Im Kommentar werden textkritische Probleme erörtert, vor allem Abweichungen von den Standardeditionen, vom Text D’Annas oder den Ausgaben der Tragikerfragmente von Ribbeck (1871/1897) und Klotz (1953). Einen weiteren Schwerpunkt bilden sprachliche Erläuterungen, wobei der Verwendung verschiedener Sprachebenen und gerade der auffallenden Nähe zur Komödie Aufmerksamkeit geschenkt wird. In besonderem Maße wird der Kommentar auch dazu genutzt, verschiedene Anordnungs- und Interpretationsvorschläge zu diskutieren, um eine für den Leser nachvollziehbare Auswertung der Fragmente zu gewährleisten. Die Einleitung bietet einen Überblick über Pacuvius’ tragische Produktion sowie die Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte, die anhand der Fragmente und Testimonien skizziert wird.

Mit den sprachlichen, stilistischen und textkritischen Beobachtungen zu allen Fragmenten des Pacuvius sowie mit neuen Interpretationsvorschlägen leistet der Kommentar seinen Beitrag zur Pacuvius-Forschung und bereitet den Weg für weitergehende Untersuchungen zur Sprache der republikanischen Tragödie. Doch zielt der Kommentar auch darauf ab, einem breiteren Publikum den Zugang zu Pacuvius zu erleichtern und den Blick für die zentrale Rolle der republikanischen Dichtung zu schärfen. Er bietet schließlich eine Anleitung für einen umsichtigen Umgang mit dem fragmentarisch erhaltenen Werk, an das zunehmend literatur- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen herangetragen werden.

(Die Dissertation wurde im Februar 2004 mit der Disputation an der LMU-München abgeschlossen. Der Kommentar wird 2005 publiziert.)

Publikationen

Aufsatz

  • Die Rezeption des Medea-Mythos bei Pacuvius und Accius, in: St. Faller/G. Manuwald (Hrsg.), Accius und seine Zeit, Würzburg 2002, 271–287.
  • Kanonbildung und fragmentarische Überlieferung: Eine Bewertung von Ben Jonsons Erwähnung zweier römischer Tragiker, in: C. Henkes/W. Hettche/G. Radecke/E. Senne (Hrsg.), Schrift - Text - Edition. Festschrift Hans Walter Gabler, Tübingen 2003, 161–170.
 
Kontakt


Dr. des. Petra Schierl

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