Dissertation deutsch
Stand: 28.05.2004

Anekdotische Varianz. Untersuchungen zur kulturellen Funktion mittelalterlicher Überlieferung am Beispiel der Handschriftengruppe um den Cgm 19 und den Cgm 51 

Die Dissertation untersucht vornehmlich am Beispiel des Textensembles in der Münchner Tristan-Handschrift Cgm 51 Möglichkeiten der Fassungenbildung im Bereich des höfischen Romans. Das close reading des Tristan-Fragments Gottfrieds von Straßburg und der Fortsetzung Ulrichs von Türheim zielt auf die Rekonstruktion des dem Codex zugrunde liegenden Bearbeitungskonzepts, wobei auch Ergebnisse einer Analyse des umfangreichen Bildzyklus Berücksichtigung finden. Mit dieser Auffassung von mittelalterlicher Textualität als wiederaufgenommener, kommunikativer Handlung wird das Moment der Aktualisierung des Werkes, der Adaptation an einen gewandelten Sinnhorizont als das entscheidende Charakteristikum von Überlieferung grundsätzlich betont.

Laufende Projekte
(Stand: 28.05.2004)

Männlichkeit und Identität in der Literatur des Mittelalters. Wissen und Emotionalität

Erfolge in der Hirnforschung haben in letzter Zeit auf den Zusammenhang von Wissen und Emotionalität verstärkt aufmerksam gemacht. Sie lassen u.a. erkennen, daß der überkommene Gegensatz von Rationalität und Emotionalität oder die Annahme einer Priorität des Verstandes über das Gefühl sich als falsch erweisen. Freilich ermöglicht auch die historische Perspektive Einblicke in das komplexe Zusammenspiel von Wissen und Gefühl. Staunen und Neugier beispielsweise können als "kognitive Leidenschaften" (Daston) aufgefaßt werden, welche bei der Herausbildung der frühneuzeitlichen Wissenschaft eine wichtige Rolle gespielt haben (Blumenberg). Doch auch poetische Texte sind für den Zusammenhang von Wissen und Emotionalität von Bedeutung: Sie können als spezifische Wissensform verstanden werden, in welcher über die Funktionalisierung von Emotionen die Kognition auf charakteristische Weise modelliert erscheint. So zeigt sich in vielen mittelalterlichen Texten, daß Gefühle in spezifischen Situationen erlernt werden. Als ein Lernprozeß kann z. B. die Erziehung Parzivals zur schame in Wolframs Gralroman interpretiert werden; die Codierungen von zorn etwa im Willehalm verweisen auf ein diskursives Feld, in dem Wissen und Gefühl permanent interagieren.

Publikationen

Aufsätze

Herausgeberschaft

  • [Zusammen mit H. Haufe, M. Mecklenburg, M. Meyer, A. Sieber] Aventiuren des Geschlechts. Modelle von Männlichkeit in der Literatur des 13. Jahrhunderts. Göttingen: V&R unipress GmbH 2003 (Aventiuren Bd. 1).

Monographien

  • Anekdotische Varianz. Untersuchungen zur kulturellen Funktion mittelalterlicher Überlieferung am Beispiel der Handschriftengruppe um den Cgm 19 und den Cgm 51, Diss. Berlin 2000 [in Vorbereitung]

Rezensionen

  • Autorschaft im Mittelalter. Rezension zu Sebastian COXON: The Presentation of Authorship in Medieval German Narrative Literature 1220 - 1290. (Oxford Modern Languages and Literatures Monographs) Oxford University Press 2001. In: IASL-online ( <http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/baisch.html> 09.10.01).
  • Rezension: Ralf-Henning STEINMETZ: Exempel und Auslegung. Studien zu den Sieben weisen Meistern (Scrinium Friburgense; Bd. 14), Freiburg / Schweiz 2000 (Universitätsverlag). 210 S. In: Mittellateinisches Jahrbuch 38 (2003), S. 318-321.
  • Die Aufgaben des Kommentars. Zu Helmut Brackerts und Stephan Fuchs-Jolies neuer Ausgabe von Wolframs Titurel. In: IASL-online (<http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/baisch1.html> 22.12.03).

Sonstiges

  • Vorwort. In: Aventiuren des Geschlechts. Modelle von Männlichkeit in der Literatur des 13. Jahrhunderts. Hrsg. von M.B. u.a. Göttingen: V&R unipress GmbH 2003 (Aventiuren Bd. 1), S. 9-25.
 
Kontakt


Dr. phil Martin Baisch