Dissertation deutsch
Stand: 04.06.2004

Das Fließende Licht der Gottheit Mechthilds von Magdeburg - Die Fassung der sogenannten Wolhusener Handschrift. Text und Untersuchung 

Die Dissertation macht erstmals das unikal in der sogenannten Wolhusener Handschrift (Luzern, Zentralbibliothek, Cod. N.175; 1517) überlieferte Liecht der Gotheit in vollem Umfang zugänglich. Der Text entstand um 1500 als alemannische (Rück-)Übersetzung der lateinischen Fassung des Fließenden Lichtes der Gottheit Mechthilds von Magdeburg (ca. 1207-1283). Diese Lux divinitatis genannte Übersetzung wiederum beruht auf dem verlorenen Original des Mechthild-Textes und wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts angefertigt. Sie ist heute nur noch in zwei Basler Handschriften aus dem 14. Jahrhundert erhalten und bislang nur unzureichend in einer Ausgabe aus dem Jahre 1877 zugänglich.

Sowohl die lateinische Fassung als auch ihre Wolhusener Übersetzung umfassen nur die ersten sechs Bücher des Fließenden Lichtes und geben sie in völlig anderer Kapitelfolge, zum Teil auch unter Veränderung des Wortlauts, wieder. Dieser seltene Fall einer durch zweifache Übersetzung gebrochenen mittelalterlichen Textüberlieferung blieb in der Mechthild-Forschung bislang weitgehend unbeachtet.

Ein umfangreicher einleitender Teil der Doktorarbeit ergänzt daher die Edition mit einen Überblick über die Überlieferungssituation und die Editionsgeschichte des Fließenden Lichtes im allgemeinen sowie des lateinischen Überlieferungszweiges im besonderen. Es folgt eine ausführliche kodikologische Untersuchung des Codex Wolhusensis sowie eine sprachhistorische Einordnung des Liechts der Gotheit. Auf dem Hintergrund übersetzungstheoretischer Vorüberlegungen schließt sich eine strukturelle und stilistische Analyse der Wolhusener (Rück-)übersetzung an. Deren Ergebnisse werden abschließend anhand ausgewählter Textpassagen im Vergleich mit den einzelnen Text- bzw. Übersetzungsstufen des Mechthild-Werkes, wie sie sich in den lateinischen Handschriften und der Edition Neumanns von 1990 präsentieren, exemplarisch belegt.

Ein Anhang bietet die lateinischen Parallelstellen zu den in der Wolhusener Handschrift verlorenen Passagen, das Register der einzigen vollständigen lateinischen Handschrift, eine Textprobe zu dem im ersten Teil der Wolhusener Handschrift überlieferten Elisabeth von Schönau-Corpus sowie eine tabellarische Synopse zur Textverteilung in den einzelnen Überlieferungsstufen des Fließenden Lichtes, ausgehend vom Liecht der Gotheit. Ein ausführliches Literaturverzeichnis schließt die Arbeit ab.

Publikationen

Aufsätze

  • Überlieferung als Rezeption. Elisabeth von Schönau in der Wolhusener Handschrift. In: Schrift - Text - Edition. Hrsg. von Christiane Henkes, Walter Hettche, Gabriele Radecke und Elke Senne, Tübingen (Niemeyer) 2003 (Beihefte zu editio; 19).
  • Probleme der Autorschaft und Authentizität in der Überlieferung des Fließenden Lichtes Mechthilds von Magdeburg. In: Autor - Autorität - Authentizität. [Beiträge zur Internationalen Aachener Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Germanistische Edition vom 20.-23.02.2002]. Hrsg. von Thomas Bein, Rüdiger Nutt-Kofoth und Bodo Plachta, Tübingen (Niemeyer) (Beihefte zu editio). [Bei den Herausgebern; erscheint voraussichtl. 2004]

Editionen

  • Mechthild von Magdeburg. Lux divinitatis - Das Liecht der Gotheit. Nach den Handschriften Basel, Universitätsbibliothek, B IX 11 und A VIII 6 sowie Luzern, Zentralbibliothek, Cod. N.175 (Codex Wolhusensis) mit weiteren Textmaterialien herausgegeben von Elke Senne und Ernst Hellgardt. Berlin, New York (De Gruyter). [Erscheint Ende 2004]
    Die Neuedition der Lux divinitatis folgt buchstabengetreu dem einzig vollständigen Basler Überlieferungszeugen Rb und bietet die Lesarten der Basler Exzerpthandschrift Ra im Apparat. Sie wird mit der zu Beginn des 16. Jhs. im Basler Sprachraum entstandenen alemannischen Übersetzung, die als Liecht der Gotheit bezeichnet wird und unikal im Codex Wolhusensis überliefert ist, in synoptischem Abdruck dargeboten. In einem Anhang werden erstmals sämtliche, teilweise neu aufgefundene Textmaterialen zur Splitterüberlieferung der Lux divinitatis neben den Agnes Blannbekin-Exzerpten aus Ra zur Verfügung gestellt. Eine detaillierte Einleitung, ein Parallelstellen-Apparat, Kapitelkonkordanzen, sowie Bibelstellen-, Personen-, Sach- und Ortsregister dienen der weiterführenden Erschließung.
  • Mechthild von Hakeborn. Liber specialis gratiae – Das Buch der besonderen Gnade. Nach der Handschrift Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 1003 Helmst. herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Margarete Hubrath und Elke Senne. Berlin, New York (De Gruyter). [Erscheint Ende 2004]
    Die Neuausgabe des Liber specialis gratiae präsentiert den Text der Wolfenbütteler Handschrift (W) einschließlich der zahlreichen Marginaltexte. Der Codex gehört zu den frühesten Rezeptionszeugen und überliefert den umfangreichsten Textbestand. Dem lateinischen Text steht eine gegenwartsdeutsche Übersetzung synoptisch gegenüber. In einem gesonderten Apparat werden die Lesarten sämtlicher Handschriften der Überlieferungsgruppe A dokumentiert. Ein Bibelstellen-Apparat sowie ein Kommentar mit Sach- und Übersetzungserläuterungen ermöglichen eine Erschließung des Textes auch für interessierte Laien. Ergänzend enthält die Ausgabe eine ausführliche Einleitung, eine tabellarische Überlieferungskonkordanz, Bibelstellen-, Personen-, Orts- und Sachregister sowie im Anhang zusätzliches Textmaterial der Handschriftengruppe A gegenüber W .

Herausgeberschaft

  • Schrift - Text - Edition. Hans Walter Gabler zum 65. Geburtstag. Tübingen 2003 (Beihefte zu editio 19). [Zus. mit Christiane Henkes, Walter Hettche und Gabriele Radecke]

Monographien

  • Das Fließende Licht der Gottheit Mechthilds von Magdeburg - Die Fassung der sogenannten Wolhusener Handschrift. Text und Untersuchung, [München, Diss. phil. 2000] Berlin (Mikrofiche) 2002
 
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Dr. phil. Elke Senne

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